Geldregen


Liebe Leunaer,

gestern war es wieder einmal soweit. Im Stadtrat wurden große Geschenke verteilt, die richtig großen. Gemeint sind nicht die Blümchen für die Jubilare unter den Stadträten, auch nicht die übriggebliebene Schokolade von den Gastgeschenken zum Städtetreffen. Polnischen Wodka gab’s (leider) nicht.

Nein, ich meine die richtig großen Geschenke an die stadteigenen Unternehmen. 5.000.000 für die Stadtwerke, 5.000.000 für die WWL und noch ein paar Häuser für 2.000.000. Und weil’s so schön ist, gleich noch ein paar dutzend Garagen als Sahnehäubchen obendrauf. Ein 300.000-Euro-Sahnehäubchen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die Stadt war großzügig, der Bürgermeister auch und der Stadtrat erst. Quasi eine Benefits-Veranstaltung der Multimillionäre. So locker sitzt das Geld am Ende der Legislaturperiode des Stadtrats. Es ist schließlich nicht das eigene, nur das des Steuerzahlers.

Den Firmen geht es nicht gut. Die Verschuldung ist hoch. Hier sind Fehler in der Vergangenheit gemacht worden, wurden falsche Entscheidungen getroffen. Daran könne man nichts mehr ändern, so unser Stadtoberhaupt. Wer die Fehler gemacht hat, wurde namentlich natürlich nicht erwähnt, die Geste ließ auf die Amtsvorgängerin schließen. Gemeint waren bestimmt auch die Vor- und Vorvorgänger*Innen die aktuellen Geschäftsführer.

Naja, der Stadtrat hat natürlich eine gewisse Mitschuld. Die Bürgermeisterin konnte schließlich nur das tun, was der Stadtrat wollte. Und der Stadtrat (zumindest die meisten, die da sitzen) machte das, was die Verwaltung wollte. Und die Verwaltung das, was die Hauptverwaltungsbeamte… Damit schließt sich Leunas demokratischer Kreis. Gestern war es nicht anders. Nur heißt es jetzt nicht die sondern der Hauptverwaltungs…

Die WWL hängt am „Subventionstropf“. Das war so, das ist so, das wird noch lange so bleiben. 1 Million, 4 Millionen, noch ne Million, jetzt weitere 5 und ein paar Häuser. Weshalb? Wegen der Prestigeprojekte, die man sich nicht leisten kann.  

In 5 Jahren werden hier wieder ein Bürgermeister und sein Stadtrat sitzen, und sie werden wieder Millionen ausgeben, und sie werden wieder auf die Fehler der Vorgänger verweisen.

Ich habe einen Vergleich gewagt: Eine Familie kommt finanziell gerade so über die Runden. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Aber Papa braucht etwas fürs Ego. Einen dicken fetten P… (Sportwagen), den er sich natürlich nicht leisten kann. Und wenn die nächste Rate fürs Auto fällig wird, fragt er wieder nach Geld. Natürlich nicht für den Sportwagen, sondern für die 5 Kinder. Sie brauchen neue Kleider und was zum Essen… Und Oma, das Amt, die Stadt zahlt, selbstverständlich nicht fürs Auto, sondern für die armen Kinder.

Übrigens, widersprochen hat keiner.

Und während wir so saßen, redeten, Geschenke verteilten, zogen dicke Wolken auf. Am Himmel, wo sonst. Es regnete, ziemlich kräftig.

Was passiert, wenn es in Leuna kräftig regnet? Die Infrastruktur, die man doch zur Förderung unseres Stadtbildes weiterentwickeln will (siehe letzter Artikel), trat aus dem Untergrund hervor, zeigte sich und förderte einiges aus dem Verborgenen zu tage. Ob‘s gut fürs Stadtbild ist, bezweifle ich.

Spaß beiseite. Immer wenn es stärker regnet, ist die Kanalisation überlastet. Dann strömt das Abwasser an der Kläranlage vorbei und ergießt sich ins Gehölz an der alten Rollschuhbahn. Die ganze braune Soße fließt auf die Rollschubahn, die zeitweilig 10 bis 20 cm unter Ab-Wasser steht, um danach im Saalealtarm zu landen. Das Problem ist seit vielen Jahren bekannt. Gemacht wurde eigentlich nichts. Bis auf den Gullideckel an der Rollschuhbahn. Der ist dicht. Schließlich soll keiner sehen, wie die braune Fontäne herausschießt.

Die gequirlte Sche… sieht man ein paar Stunden später nicht mehr. Nur noch die sonstigen Reste. Bauhof und Stadtwerke sind stets bemüht, selbige zeitnah aufzulesen. Die Bürger dürfen nicht beunruhigt werden. Sonst könnte vielleicht jemand etwas von Umweltschutz und so…

Die Fische freut’s oder nicht. Sie müssen damit leben (oder nicht mehr). Dank der Rückstände von Rauschmitteln, die bestimmt seit der Legalisierung von Cannabis auch in Leuna häufiger konsumiert werden, bekommen die Fischis nun auch davon etwas ab. Im toten Arm gibt’s keinen Haifisch, aber vielleicht den Fisch, der high ist.

Ansonsten habe ich keine größeren Bedenken wegen der Hygiene. Mit dem Abwasser sind auch Antibiotika unterwegs. Damit werden die Leiden der Lebewesen sofort behandelt. Der zusätzliche Dünger fördert das Algenwachstum. Sollte Leuna nicht grüner werden?

Udo Bilkenroth

Anbei ein paar Impressionen von sprudelnden Quellen, der überfluteten Rollschuhbahn und den Hinterlassenschaften von gestern.

PS: Der Wetterdienst hat fürs Wochenende ergiebige Regenfälle angekündigt.


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