Es gibt da einen Film…


Liebe Leunaer,

es gibt da einen Film … über Leuna. Produziert für den MDR. Ohne Bilder aus dem Rathaus, ohne Bürgermeister, ohne dessen Vorgängerin. Der Film kommt ohne das übliche, pflichtgemäß vorauseilende öffentlich-rechtliche AfD-Bashing aus. Sie verzeihen den Anglizismus. Erklären muss ich ihn nicht. Sie wissen was gemeint ist.

Der Ankündigungstext auf den MDR-Seiten muss natürlich ein gewisses Unbehagen verbreiten:

Leuna … ist geputzt, saniert, reich. … Leuna – ein „Leuchtturm“, die vielleicht einzige gelungene „Sanierung“ einer einstigen DDR-Industrie.

Und dennoch sitzt die AfD mit großer Mehrheit im Stadtrat.“

Und dennoch gibt es zahlreiche Bürgerinitiativen, die sich gegen neue gigantische Solarparks oder einen Messturm des Deutschen Wetterdienstes, gegen eine Stromtrasse, gegen Hochwasserpolder mitten durch die Aue wehren.“

Was soll das denn heißen?

Ja, die Gemeinde ist reich. Sagen wir lieber, sie ist wohlhabend. Sollen die Bürger deswegen schweigen? Alles ertragen? Den Staat in höchsten Tönen loben? Gehorsam die Regierungsparteien wählen? Geld als Gegenleistung fürs Stillhalten und Duckmäusern?

Die große Politik beschließt im fernen Berlin oder die mittelgroße im fernen Magdeburg, was für die Leute auf dem Lande das richtige sei, … und wundert sich … , dass der Bauer nicht einverstanden ist, wenn man durch seinen Acker Stromleitungen und Fernwärmetrassen legt. … Umweltschützer und Anwohner gegen Hochwasserpolder sind, … gegen Solarparks, die auf hervorragenden Ackerböden entstehen sollen, anstatt bereits bebaute Flächen (Dächer, Parkplätze, Fassaden) hierfür zu nutzen.

Leuna ist schön. In Leuna kann man gut und gerne leben. Bisher wissen das allerdings nur die, die schon länger hier leben. Die Stadt hat Geld, viele Arbeitsplätze, niedrige Grundsteuern, Kindergärten und Schulen, Wohnraum, Bauplätze, Sportanlagen und und und. Nur außerhalb der Stadtgrenzen weiß es keiner. Über die guten Seiten wird monatlich im Stadtanzeiger berichtet, den, außerhalb der Stadtgrenzen, niemand liest.

Der Film wird im Regionalfernsehen gezeigt. Kostenlose Werbung für unsere Stadt. Diese Chance gilt es zu nutzen!

Leuna ist schön. In Leuna kann man gut und gerne leben. „Und dennoch sitzt die AfD … im Stadtrat“ und ist mit Abstand die größte Fraktion!

Hässliche, arme Stadt = viel AfD, schöne, reiche Stadt = wenig AfD. Leuna passt irgendwie nicht ins übliche Propaganda-Schema.

So ein Film wird aus einer Unmenge an Material zusammengeschnitten. Eine Geschichte muss erzählt werden. Das machen die Macher… Und man kann vieles geschickt kombinieren oder auch weglassen, um mit den tatsächlichen Aussagen der Mitwirkenden, ein gewolltes Ergebnis zu erzielen.

Vorgespräch und Interview empfand ich als normalen Gedankenaustausch. 5 bis 6 Stunden „Dreh“ waren eingeplant. Meine Vorab-Frage nach dem Resultat, 3 Stunden reden, Fragen beantworten und anschließend noch durch Leuna fahren und den Stadtpark zeigen sind vielleicht 5 Minuten Filmzeit, wurde mit einem ehrlichen Ja beantwortet. Der Rest ist fürs Archiv. Ich wusste also worauf ich mich eingelassen habe.

Dass das Thema Migration der AfD zuordnet wird, ist heutzutage normal, obwohl es alle betrifft und (fast) jeder darüber redet – nur eben nicht in der Öffentlichkeit.

Vielleicht sind die im Film gezeigten Äußerungen etwas kurz, zu kurz? Aber die „großen“ Politiker werden heutzutage schon wegen eines einzigen Satzes attackiert. Sie kennen die aktuelle Debatte um das „Stadtbild“ eines gewissen Friedrich M.

Was wurde so alles gefragt und nicht gezeigt?

  • Wie kam ich zur Kommunalpolitik? Unzufriedenheit.
  • Was mich an der Kommunalpolitik stört? Die fehlende öffentliche Wahrnehmung. Im Leunaer Stadtanzeiger wird über alles mögliche informiert, nur die Stadtratsfraktionen dürfen nichts veröffentlichen.
  • Fühlen sich die Leunaer von der Kommunalpolitik wahrgenommen, können sie mitentscheiden? Erster Teil der Frage – eher nicht, zweiter Teil – ein klares Nein. Es ist nicht gewollt, dass die Bürger in den Ortschaften – vor Ort – selber entscheiden dürfen. Es wäre ein zu großer Machtverlust für die Verwaltung.
  • Meinungsfreiheit im Allgemeinen? Eher eine „DDR 2.0“ als echte Meinungsfreiheit, wie ich sie in den 1990er und 2000er Jahren erlebt habe.
  • Wie ist mein Standpunkt zu erneuerbaren Energien? In Maßen ja, in Massen nicht. Und auf keinen Fall zu Lasten der Natur.
  • Wer ist die AfD-Fraktion im Stadtrat Leuna? 9 Leute, 3 ältere – ich zähle mich schon mal dazu, die anderen jung an Jahren. Mit Schul- und Berufsabschluss, berufstätig, engagiert. Also keinesfalls das Bild, das üblicherweise von den Medien vermittelt wird.
  • Probleme in Leuna? Eine ganze Reihe. Die gilt es zu lösen. Dafür sitzen wir im Stadtrat.

Viele der anderen Protagonisten des Films teilen meine Meinung oder ich die ihre. Sie formulieren es vielleicht zurückhaltender oder gehen spezifisch auf die eigene Situation, die wirtschaftliche Abhängigkeit ein.

Nochmal der MDR: „Leuna – ein Ort, der exemplarisch ist, nicht nur für Ostdeutschland. Vielleicht wie ein Labor für das ganze Land. Ein Ort, an dem um und für die Zukunft gestritten wird, wo die Schlote rauchen und der Wohlstand greifbar ist. Eigentlich könnte doch alles so schön sein …“

Hoffen wir, dass der Film nicht „zerrissen“ wird oder gar der Zensur anheimfällt.

Udo Bilkenroth


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